Mittwoch, 11. August 2010

Neuer deutscher Regierungssprecher : Steffen Seibert - Vom Moderator zum Politik-Verkäufer NDR Info - NDR Info - Programm - Sendungen - Reportage

Reportage | 11.08.2010 06:38 Uhr

Ein Porträt von Ilka Steinhausen

Der Journalist Steffen Seibert ist ab 11. August 2010 Regierungssprecher in Berlin. © dpa Fotograf: Karlheinz Schindler

Es ist noch nicht lange her, da sprach Steffen Seibert im "heute-Journal" des ZDF von einer "Bundesregierung, die konsterniert zurückbleibe". Das war nach dem Rücktritt des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Künftig wird es Seiberts Aufgabe sein, eine konsternierte Bundesregierung in ein gutes Licht zu rücken, so wie es im Mai, am Tag des Köhler-Rücktritts, noch sein Vorgänger im Amt des Regierungssprechers, Ulrich Wilhelm, tat. Nun wird Seibert in den Beiträgen seiner Ex-Kollegen vorkommen, und die Politik positiv darzustellen versuchen.

Ex-Regierungssprecher Wilhelm ist in jedem Fall zuversichtlich: "Ich glaube, dass Steffen Seibert ein kluger, gebildeter und wo immer nötig auch diplomatischer Kollege ist, dem ich dafür auch alles gutes Wünsche." Fest steht: Die Fußstapfen des Vorgängers sind groß. Der 50-jährige Seibert ist beim ZDF groß geworden, er war Kabelträger, Volontär, Reporter, Korrespondent in Washington und Moderator verschiedener Nachrichtensendungen. Und irgendwann in seiner Karriere leistete er sich diesen etwas peinlichen Versprecher, obwohl er nie bei der ARD war: "Im ZDF informieren wir Sie über alles weitere in der Tagesschau - aäh-au um Gottes Willen - in der heute-Sendung um 19 Uhr."

Seriosität ist gefragt

Seibert ist verheiratet, hat drei Kinder und konvertierte als Erwachsener zum Katholizismus. Die Zuschauer kennen ihn als adretten und netten Moderator, ohne Kanten, immer kompetent. Auch ohne Anrufe aus der Politik geht das, wie Seibert einmal in einem Interview sagte: "Man stellt sich das immer so vor, dass so ein Nachrichtenmoderator den ganzen Tag irgendwelche Staatskanzleien am Ohr hat. Gott sei Dank nicht. Ich mache das jetzt schon eine Weile in "heute" und im "heute-Journal". Es hat noch nie einer bei mir angerufen, es mag sein, dass andere bei anderen anrufen."

Irgendwann kam er dann doch - ein Anruf aus der Politik. Er kam aus dem Kanzleramt mit der Bitte, Regierungssprecher zu werden. Ein Schachzug von Angela Merkel (CDU), wie viele sagen. Sie erhofft sich, dass Seibert seine Glaubwürdigkeit und Seriosität mit ins Kanzleramt bringt - in schwierigen Regierungszeiten. Das hofft auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP), der vorsichthalber schon mal darauf hinweist, dass Seibert Sprecher der ganzen Regierung sei: "Politik ist eine sehr komplizierte Sache und deswegen geht es auch bei der Arbeit eines Regierungssprechers immer darum, Dinge und Politik zu übersetzen. Ein Regierungssprecher sollte vor allem Dingen auch sehr komplizierte, politische Fragen gut übersetzen können. Und ich bin sehr sicher das er das sehr gut kann."

"Nie alles sagen, was Du weißt"

Über sich selbst sagt Seibert, er sei sehr neugierig - vielleicht ein Grund, warum er nun seinen sicheren Job beim ZDF für den Schleudersitz in der Politik wechselt. Als prominente ZDF-Kollegen vor einem Jahr Unterschriften für den umstrittenen damaligen Chefredakteur Nikolaus Brender sammelten, fehlte die Unterschrift von Seibert. Er sei nicht gefragt worden, so seine Antwort. Ob das die ganze Wahrheit ist? Im Sinne des Ex-Regierungssprechers Thomas Steg vielleicht schon damals eine gute Antwort eines künftigen Regierungssprechers: "Wisse immer alles, was du sagst. Aber sage niemals alles was du weißt."

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